Fanfiction
Raus aus dem System
Autor: BluesuePer saß am Küchentisch, vor ihm standen Kaffee und Haferflocken. Er hatte nichts gegessen. Er starrte auf den Fernseher, wo gerade seine Ex-Partnerin Marie inteviewt wurde, die ihre erste Single ihrer neuen CD präsentierte. Sie sah frisch und gebräunt aus, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der Journalist machte Witze mit ihr, darüber wie lange sie schon im Geschäft war und mit so viel Erfolg..ob sie ein Geheimrezept hätte? Sie brauchte ihn offensichtlich nicht, dachte Per bitter. Seit sie beschlossen hatten, aufzuhören, nach dem riesigen, schlimmen Streit über Musik und auch über Roxette, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Wenn sie sich auf Parties trafen, war es elend, manchmal saßen sie sogar am gleichen Tisch. Er erwischte sich oft dabei, wie er kurz davor war, zu ihr zu gehen und sie anzulächeln. Marie hatte diese Ideen nicht. Sie hatte mit allen Spaß – nur nicht mit ihm. Micke und Åsa hatten versucht, den Streit der beiden wieder zu kitten, aber beide hatten eine Versöhnung verweigert, sie waren zu sauer aufeinander, zu verletzt. Mehr als zwei Jahre waren in der Zwischenzeit vergangen und es war Vieles passiert. Åsa hatte sich in einen anderen Mann verliebt, den sie auf einer Kunstausstellung kennengelernt hat.
Per war so geschockt und überrascht, dass die Scheidung schon fast vorbei war, bevor er es wirklich realisiert hatte. Aber es schmiss ihn nicht komplett vom Stuhl. Sie teilten sich die Erziehung ihres Sohnes und blieben Freunde. Per mochte Åsas Freund sogar. Er fühlte sich nicht nach einer Frau. Er war beschäftigt mit seiner Solokarriere und wurde ein noch begehrterer Popsänger. Nun gewann er die Preise auch alleine. Irgendwie wurde er jetzt ärgerlich. Was Per nicht wusste oder sogar ahnte, war, dass auch Marie Eheprobleme hatte.
Es begann mit der Produktion der CD. Sie war ungeduldig, irritiert und wollte mehr und mehr alleine sein. Eines Nachts kam sie von ihrem Fitnessstudio nach Hause und ging geradewegs in ihr Studio und schrieb ein Lied über ihre verlorene Freundschaft mit Per. Es war ein langsames Lied, traurig und hatte irgendwie eine kalte Melodie, hoffnungslos, man hörte nur Maries Stimme und ein Klavier. Sie musste ihn endlich aus ihrem System kriegen und zwar für immer. Sie hasste es wirklich, ihn zu sehen. Sie versuchte bei jedem Treffen, nichts zu fühlen, aber es funktionierte nie. Ihr wurde warm und kalt. Ihr Herz hämmerte und sie wollte schreien, dass er ihr endlich aus dem Weg gehen solle.
Nachdem Micke den Song das erste Mal gehört hatte, sah er rot. „Das ist ein Liebeslied, Marie“, sagte er lauter als es notwendig war. Sie tat es mit einem Geräusch ab, aber wurde rot und hoffte, er würde das als Ärger auffassen. „Ein Liebeslied? Ich bitte dich“, antwortete sie. “Ok, Du benutzt das Wort Liebe nicht, aber jedes andere Wort, was es ausdrückt.” „Diskutieren wir das ernsthaft?“, fragte sie verärgert. „Ich meine nur, irgendwas stimmt mit dir nicht. Warum gehst du nicht weiter zur Therapie, dieses Mal um dein Problem mit Mr. „wir-sagen-seinen-namen-nicht-in-diesem-haus“ endlich zu lösen. Sie wollte etwas nach ihm werfen. „Nimm diese Worte zurück. JETZT! Das meine ich ernst!”, sagte sie mit einer eiskalten Stimmen, die nicht nur Micke überraschte. „Oder was?“ „Nimm es einfach zurück.“ „Zuerst gibst du es zu.“ “Was?” Sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften, stolzierte in seine Richtung und stellte sich direkt vor ihn. „Dass du…dass du..oh, verdammt. Du weißt, es fühlt sich hier nicht richtig an..” “Ich werde gar nichts zugeben. Warum versuchst du auf einmal, mich zu erpressen?“ „Vergiss es, ok? Ich habe nie etwas gesagt. Sorry.” Micke verließ das Studio, schloss leise die Tür hinter sich. Er entschuldigte sich später natürlich, aber Marie war verletzt.
Als er sie in der Nacht festhalten wollte, rutschte sie von ihm weg. Jetzt war er mehr denn je überzeugt, dass Marie Gefühle für Per hatte. Er nahm seine Decke und sein Kissen und ging ins Wohnzimmer. Das war praktisch das Ende ihrer Beziehung, Micke, der das gemeinsame Bett verließ. Sie ließ ihn auch nie wieder hinein. Sie beschlossen die Scheidung nur wenige Wochen später. Micke blieb in der Nachbarschaft, mietete sich ein großes Appartement. Josefin und Oscar hatten Schwierigkeiten, sich darauf einzustellen, genau wie ihre Elten. Die Veröffentlichung der CD wurde natürlich verschoben. Glücklicherweise drehte ihr die Presse keinen Strick draus als sie die Fakten auf dem Tisch hatten. Sie hatten gelernt, dass die Kinder geschützt werden mussten.
Per hörte davon von Niklas, dessen Ex-Frau eine von Maries engsten Freundinnen war. Es war nur am Telefon, so dass er seine Augen schließen konnte, sich auf die Lippe biss und kurz hoch und runter sprang. „Das ist so traurig“, sagte er in den Hörer und wechselte dann das Thema zu etwas anderem. Marie saß alleine in ihrem Studio; endlich konnte sie ihre Arbeit fortsetzen. Das Erste, was ihr in die Hände fiel, war der Song über Per und sie. Sie hatte ihn „it slut av vägen“ genannt, das Ende des Weges. Plötzlich entschied sie sich, ihn auf CD zu brennen. Sie holte einen Umschlag und sendete ihn Per am nächsten Tag.
Er hatte die CD wochenlang nicht angefasst, da er nicht wusste, von wem sie war. Es war spät in der Nacht und er saß an seinem PC, er legte die CD ein. Sein Gesicht wurde fahl und er krallte sich am Tisch fest, so hart, dass er sich fast geschnitten hätte, ohne es mitzubekommen. Er würde sie umbringen. Musste sie ihm noch mehr weh tun? Diese Worte und die Art, wie sie sie sang... Als er ins Bett ging, verfolgte ihn Marie immer noch, aber dieses Mal nicht kämpfend und schreiend, nein, es war viel schlimmer. Sie lag in seinen Armen, wundervoll nackt, flüsterte sanfte Worte, machte Liebe mit ihm. Als Per aufwachte, sah er, wie schlimm sein Bett aussah..wie ein junger Schuljunge..und dann kamen die Bilder des Traumes wieder zu ihm zurück. Er schauderte. Sie war der Teufel in Person einer Frau für ihn…heiß und verboten.
Die nächsten Wochen verbrachte er mit der Tourvorbereitung. Im Januar würde die schönsten Konzerthallen seines Landes besuchen..ein lang erwartetes Event von den Fans. Per bekam eine Einladung zu der Weihnachtsfeier von Thomas Johansson von EMI. Er rief seinen alten Freund an und und sagte ihm seine Teilnahme zu. Marie bekam dieselbe Einladung, eine unter vielen. Sie entschied sich dafür, hinzugehen, auch wegen Efva und Eva, ihre besten Freundinnen, die auch dort sein würden. Beide, Per und Marie, hatten sehr flüchtige Gedanken darüber, einander wieder zu begegnen. Per rang sich selbst das Versprechen ab, sich zu benehmen und nichts zu sagen. Marie war die Sache unangenehm. Sie hoffte, er würde sie nicht ansehen und ja, hoffentlich auch nicht „hallo“ sagen.
Schicksal war wohl etwas anderes: sie trafen sich bereits im Parkhaus, direkt vor dem Aufzug, allein. Per hatte bereits den Knopf gedrückt um den Aufzug zu rufen, als er Schritte hörte, IHRE Schritte, er wollte wegrennen. Sie grüßten sich nicht, aber Per ließ sie zuerst in den Aufzug hineingehen, sie bemerkte das. Per trug einen einfachen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, eine rote Weihnachtskrawatte und italienische Schuhe. Marie hatte sich für einen roten Cocktail-Dress entschieden, er hatte die gleiche Farbe wie Pers Krawatte. Um sich vor der Kälte zu schützen, hatte sie einen schwarzen Wintermantel an. Mist, sie sahen schon wieder wie ein Paar aus. Plötzlich stoppte der Aufzug, das Licht ging aus. Marie schrie, griff automatisch nach Per und hielt ihn fest wie ein Rettungsseil.
Er hielt sie für ein paar Sekunden in seinen Armen, die wie eine Ewigkeit schienen bis sie wussten, dass sie ok waren. Sie ließ ihn los als hätte er Feuer gefangen. “Tut mir leid”, murmelte sie. “Nichts passiert”, antwortete er. Die Ruhe wurde unerträglich, nachdem nichts passierte. Per schaltete sein Handy an und wollte telefonieren, aber er hatte kein Netz. Aber mit dem Licht des Handys konnte er zumindest den Alarmknopf finden und drücken. Es war ein altes Gebäude, es gab keine Verbindung zu der Aufzugzentrale und sie wussten nicht, ob sie jemand gehört hatte. “Ich denke, wir sollten uns hinsetzen”, sagte Per. “Ja”, antwortete Marie replied und legte ihren Mantel auf den Boden. „Du kannst dich auf meinen Mantel setzen, wenn du willst, es ist kalt.“ „Danke“. “Kann ich dich etwas fragen?”, Marie wusste, dass sie seltsam klingen musste. “Wenn du willst..” “Hast du die CD bekommen?” “Ja.” Er sagte das mit so einem unterdrückten Ärger, dass es ihr Angst machte. “Ich wollte dir diesen Song geben..weil er uns ist.....weißt du” , fuhr sie fort. Erst jetzt verstand er es, allein deswegen, wie sie es sagte. “Du.....Du...vermisst mich? Was wir hatten?”, fragte er sanft nach. “Nein....ich habe schon früher darüber nachgedacht..die alten Zeiten..als es richtig gut war. Nicht die letzten zehn Jahre. Ich spürte, dass es keine Freundschaft mehr zwischen uns gab.” “Der Streit.. Das war die schlimmste Erfahrung, die ich jemals machen musste.” “Für mich auch. Ich bemerkte es, als ich das Lied schrieb.”