Fanfiction
Ein Abend in Halmstad
Autor: ResiEs war ein warmer Sommerabend in Südschweden.
In Halmstad, im Hotel Tylösand, genauer gesagt in der "Leif´s Lounge", wurde wie an den meisten Wochenenden gefeiert.
Auch Johanna, ein junges Mädchen, hatte sich hierher gewagt, obwohl sie ganz allein war und es eigentlich nicht besonders mochte, ohne Begleitung auszugehen. Doch wie einige andere junge Leute, die ebenfalls hier waren, hatte ihre Anwesenheit einen ganz besonderen Grund: Dieser hieß Per Gessle, war die männliche Hälfte des Popduos Roxette sowie zur Hälfte Besitzer des Hotels Tylösand. Und in diesem Moment stand er nur wenige Meter von ihr entfernt am Bartresen, hatte ihr den Rücken zugewandt und unterhielt sich mit einigen Leuten, die Johanna nicht kannte.
Johanna hätte ihn gerne heimlich beobachtet, doch in diesem Moment hatte sie mit einer Sache ganz anderer Art zu tun: Als sie noch wenige Augenblicke zuvor auf der Tanzfläche gewesen war und getanzt hatte, hatte ein offensichtlich nicht mehr ganz nüchterner junger Mann Gefallen an ihr gefunden. Johanna hatte jedoch keinerlei Interesse an ihm und war irgendwann von der Tanzfläche gegangen. Er war ihr gefolgt.
"Nein, danke, ich fühle mich ganz wohl allein", hatte sie ihm auf seine Frage, ob er ihr Gesellschaft leisten dürfte, geantwortet, doch er konnte die Niederlage, bei ihr abgeblitzt zu sein, nicht verkraften. Nun stand er ihr gegenüber, zu dicht, wie Johanna fand, und redete auf sie ein: "Wie bist du denn drauf? Erst einen heiß machen und dann einfach abhauen? So haben wir nicht gewettet!"
"Ich habe niemanden heiß gemacht", wehrte Johanna sich, und damit hatte sie auch recht, denn sie hatte es ganz sicher nicht darauf angelegt, diesem Jungen zu gefallen. Doch dieser sah es anders. "Natürlich hast du!"
"Habe ich nicht! Und jetzt laß mich in Ruhe!" Johanna wurde wütend. Sie warf einen kurzen, vorsichtigen Blick zur Seite, in die Richtung, in der Per stand, denn sie hatte Sorge, daß er den Streit bemerken würde. Johanna hatte nicht vor, auf diese Art und Weise seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dem jungen Mann war das natürlich vollkommen egal. Vermutlich wußte er nicht einmal, wer dort drüben stand. "He, Alte", schrie er Johanna an, "Was motzt du mich an, hä? Willst du Ärger oder was?" Und dann begann er, Johanna zu schubbsen. Einmal, zweimal, bis sie mit dem Rücken gegen den Bartresen stieß. Versehentlich stieß Johanna dabei mit dem Fuß an einen Barhocker, der daraufhin mit einem lauten Krachen zu Boden fiel.
Nun wurden einige der umher stehenden Gäste des "Leif´s Lounge" auf das Geschehen aufmerksam. Einer von ihnen war Per. Er unterbrach sein Gespräch und drehte sich um.
Johanna schrie den Fremden an: "Jetzt laß mich endlich in Ruhe!" Aber er hatte keinesfalls die Absicht, sie in Ruhe zu lassen. Statt dessen kam er ganz dicht an sie heran und griff mit seinen Händen ihre Brüste. Er packte ziemlich fest zu, und es tat weh. "Hör auf, du Schwein!", brüllte Johanna, der es inzwischen vollends egal war, wer sie sah oder hörte. Sie versuchte, sich gegen die Zudringlichkeit des Betrunkenen zu wehren, aber er war stärker. Während sie vergebens gegen ihn ankämpfte, sah sie im Augenwinkel, wie sich jemand von der Gruppe, die ein Stück von ihr entfernt an der Bar stand, löste und auf sie zukam. Er schob sich zwischen Johanna und den jungen Mann und schob den jungen Mann dann ein Stück von Johanna weg. Johanna blickte direkt auf den Rücken ihres Retters und erkannte ihn sofort: Es war niemand geringerer als Per. "Ich glaube, du gehst besser", sagte er zu dem Betrunkenen.
"Was willst denn du jetzt?", brüllte der junge Mann unkontrolliert, und dann begann er, Per zu schubbsen. Doch das tat er nur einmal. Schneller, als irgendjemand im Raum gucken konnte, waren hinter der Bar zwei kräftige junge Männer hervorgesprungen, die den Betrunkenen packten, jeder an einem Arm, und ihn gewaltsam in Richtung Tür schleppten. Er protestierte laut doch das half ihm nichts. Johanna blickte ihnen mit klopfendem Herzen und noch immer schmerzenden Brüsten nach.
Dann rückte sie Per, der noch immer mit dem Rücken zu ihr vor ihr stand, in die Mitte ihres Blickfeldes. Per schaute dem Rowdie ebenfalls nach, und als er verschwunden war, drehte er sich zu Johanna um und kam ein paar Schritte auf sie zu. Johanna sah aus großen, braunen Augen mit dunklen, langen Wimpern zu ihm auf und hielt noch immer verängstigt ihre Arme vor der schmerzenden Brust verkreuzt.
"Es tut mir sehr leid", sagte Per zu ihr mit ernster und betroffener Miene. "Ich kenne diesen Menschen nicht, und wenn, dann hätte ich ihn niemals hier reingelassen."
"Schon gut", sagte Johanna nur kurz. Sie war viel zu durcheinander, um mehr zu sagen, denn einerseits war sie vor wenigen Augenblicken von diesem Betrunkenen mitten in einem öffentlichen Lokal und auch noch im "Leif´s Lounge"! körperlich angegriffen und gedemütigt worden, und andererseits stand gerade ihr allergrößter Schwarm und der Mann ihrer Träume vor ihr und sprach mit ihr.
So hatte sie sich ihren ersten persönlichen Kontakt mit ihm nicht vorgestellt. Sie hätte sich einen erfreulicheren Anlaß gewünscht.
"Hat er dir wehgetan?", wollte Per wissen.
"Ja, da", antwortete Johanna, und noch bevor sie überlegt hatte, was sie tat, zeigte sie auf ihre Brüste. Im selben Moment wurde sie sich bewußt, daß Per es wahrscheinlich so genau gar nicht hatte wissen wollen, und Verlegenheitsröte breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Doch Pers Blicke waren ihrem zeigenden Finger gefolgt und einen Moment lang auf ihren von einer engen Bluse umschlossenen Brüsten liegen geblieben. Ein paar Sekunden zu lang, um nur Reflex zu sein.
Dann sah er wieder in ihr Gesicht, bezog neben ihren Augen auch ihre Lippen in seine Blicke mit ein. "Wie gesagt, es tut mir sehr leid", betonte er, "Das ist mir ziemlich unangenehm und normalerweise gibt es solche Gäste hier nicht."
"Ist schon okay", gab Johanna zurück und ärgerte sich über ihre Einsilbigkeit.
Per schaute sie eine Weile nur an und schien zu überlegen. Dann hatte er eine Idee. "Bin gleich zurück", sagte er und verschwand durch eine kleine Tür hinter dem Bartresen. Johanna drehte sich um. Was kommt jetzt? fragte sie sich aufgeregt.
Per sprach mit dem Barkeeper, aber die Musik von der Tanzfläche war zu laut, als daß sie etwas hätte verstehen können. Dann beugte Per sich über den Tresen hinweg zu ihr herüber: "Was willst du trinken?"
Johanna war durch diese Frage ein wenig überrumpelt und starrte ihn verständnislos an.
"Ich lade dich ein", erklärte Per, "Als natürlich niemals ausreichender Versuch der Entschädigung."
Johanna hatte eigentlich keinen Durst. Sie zuckte mit den Schultern, entschied sich dann aber schließlich für ein Bier. Per schien sich für das gleiche entschieden zu haben, denn er ließ sich vom Barkeeper zwei Flaschen "Leif´s Lager" geben und kam damit wieder auf Johannas Seite des Tresens. Er reichte Johanna eine der Flaschen. Sie waren bereits geöffnet.
"Skål", sagte Per, und sie ließen klingend ihre Flaschen aneinander stoßen. Johanna nahm einen kleinen Schluck, den sie vor Aufregung kaum herunterbekam, während Per einen großen, beherzten Schluck trank. Johanna beobachtete ihn dabei verstohlen. Sie mußte dabei zu ihm aufblicken, denn er war ungefähr einen Kopf größer als sie und stand ziemlich dicht neben ihr.
Da standen sie nun jeder von ihnen mit einer Flasche "Leif´s Lager" in der Hand. Johanna konnte ihr Glück nicht ganz begreifen, und gleichzeitig hatte sie Angst, daß es sofort wieder vergehen könnte, da ein schweigsamer, wenig redegewandter Gesprächspartner, wie sie es war, Per vielleicht schnell langweilig werden könnte.
Johanna war nie der Typ gewesen, der Gefühle allzu sehr nach außen kehrte, und das tat sie auch jetzt nicht, so daß Per vermutlich keine Ahnung hatte, wie es in ihr aussah. Er bemerkte wahrscheinlich nicht, wie aufgeregt sie war, und ahnte wahrscheinlich noch nicht einmal, daß sie ein Fan war. Nichts an ihr deutete schließlich darauf hin.
Während Per sich im Raum umsah vielleicht auf der Suche nach jemandem, der interessanter war als Johanna schaute Johanna vorsichtig zu ihm auf und musterte ihn. Wann würde sie schließlich wieder die Gelegenheit bekommen, ihn aus solcher Nähe zu betrachten? Er sah gut aus, sogar sehr gut. Nicht perfekt aber gerade das liebte Johanna an ihm.
Per bemerkte eine ganze Weile lang nicht, daß Johanna ihn anschaute, bis ihre Blicke einander schließlich wieder begegneten. Johanna fühlte sich ertappt und lächelte verlegen. Per lächelte zurück und zwinkerte ihr dabei zu. Allein mit dem Lächeln wäre Johanna vermutlich fertig geworden, doch das Zwinkern ließ ihre Knie weich werden wie Pudding und ihren Atem einen Moment lang stocken.
Blitzschnell ließ Per seine Blicke einmal an ihr herunter und wieder hinauf gleiten, und war wahrscheinlich der Meinung daß Johanna es bei dieser Geschwindigkeit nicht bemerkt hätte. Doch das hatte sie. Sie war unendlich nervös und sehr froh über ihre Gabe, die Nervosität zu verstecken. Nach außen hin wirkte sie jetzt zwar ein bißchen schüchtern und unsicher, jedoch nicht nervös. Während sie nun eine Weile zur Tanzfläche hinüber sah ohne dabei wirklich etwas wahrzunehmen bemerkte sie im Augenwinkel, daß Per sie nachdenklich betrachtete. Er tat dies lange, eine oder zwei Minuten lang. Johanna fühlte sich unter seiner Beobachtung wie gelähmt. Sie erlöste sich selbst davon, indem sie jetzt langsam ihre Blicke zu ihm hob. Sie hatte ganz plötzlich beschlossen, so zu tun, als ob sie kein Roxette-Fan sei. Und so nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte: "Du bist Per Gessle, stimmt´s? Der von Roxette?"
Ein Hauch von Enttäuschung huschte über Pers Gesicht, Enttäuschung darüber, daß er es anscheinend nicht mit einer großen Bewunderin zu tun hatte. "Das bin ich", gab er kurz zur Antwort.
"Und dir gehört die Hälfte von diesem Hotel, richtig?", fragte Johanna, obwohl sie genau wußte, daß es so war.
"Ja, das stimmt", bestätigte Per, sah sie dabei aber nicht mehr an. Er schaute sich um vermutlich hatte er nun endgültig beschlossen, sich einen anderen Gesprächspartner zu suchen. Johanna hatte das Gefühl, daß es ein Fehler gewesen war, sich als ein Nicht-Fan auszugeben. Gleichzeitig stellte sie fest, während sie ihn noch immer genau betrachtete, daß er mehr Falten hatte als auf den meisten Fotos, und dennoch, Johanna hielt ihn für einen der attraktivsten Männer überhaupt. Einen der charmantesten und menschlichsten und von allen Berühmtheiten am normalsten gebliebenen. Sie mochte alles an ihm, von seinem Aussehen bis hin zu seinem Charakter bzw. dem, was man als Fan eben so über den Charakter seines Stars weiß. Daß sie seine Musik und seine Stimme mochte, verstand sich von selbst.