Fanfiction

Im Fahrstuhl

Autor: Resi

Kommentar vorweg: Dies ist keine "handelsübliche" Fanfic (also, keine Love-Story zwischen Per und Marie...) sondern eher eine Fanfic aus Fan-Sicht. Sie enthält auch keine Sex-Szenen oder ähnliches... Außerdem setzt sie voraus, daß es keine Sprachbarrieren gibt. Und sie ist eher an Marie-Fans gerichtet. Dies nur so als Hinweis. Vielleicht hat ja trotzdem irgendwer Lust sie zu lesen. Resi

Sandra stand lange vor dem Spiegel und drehte sich hin und her. Es fiel ihr schwer, zu entscheiden, ob sie mit dem, was sie sah, zufrieden war. Im Spiegel drehte sich ein siebzehnjähriges Mädchen ebenso unsicher mal in die eine, mal in die andere Richtung. Sandra ließ ihre Blicke an dem Mädchen, das ihr Spiegelbild war, herunter und wieder hinauf gleiten. Sie hatte von Natur aus hellblonde, ziemlich dicke und lange, am Haaransatz leicht gewellte Haare und leuchtend blaue Augen. Ihre Lippen waren voll und rund und hatten eine frische und jugendliche rosige Farbe. Es war Sommer, und ihre Haut war ein bißchen gebräunt. Sandra trug eine schwarze, eng anliegende Bluse und eine modern geschnittene Jeans mit Glitzersteinen an den Seitennähten. Eigentlich sehe ich doch ganz passabel aus, dachte Sandra, und im selben Moment klingelte es an der Tür des Hauses ihrer Eltern, bei denen sie wohnte.

"Das wird Andrea sein!" rief Sandra aus dem Flur um die Ecke in das Wohnzimmer, in dem ihre Eltern saßen. Dann eilte sie zur Haustür und öffnete. Es war tatsächlich Andrea. Andrea war schlank und ein bißchen größer als Sandra, und sie hatte kurzes braunes Haar und braune Augen. Sie hatte sich, wie Sandra auch, in ihre besten und modernsten Kleider geworfen. "Hallo Sandra", rief sie aus, und die beiden Mädchen fielen sich in die Arme. Und während sie hineingingen, fragte Andrea: "Und? Schon aufgeregt?" "Und ob! Ich konnte kaum schlafen!" Die beiden Freundinnen hatten etwas besonderes vor. Sie hatten sich vor einiger Zeit kennengelernt, weil sie dieselbe Popband mochten. Sie waren riesige Fans von Roxette. Die beiden träumten davon, ihren Lieblingsstars einmal persönlich zu begegnen. Sie hatten zwar schon Konzerte zusammen besucht, doch außerhalb einer Konzerthalle hatten sie sie nie zu Gesicht bekommen. Das - so zumindest hofften sie es - sollte sich an diesem Tag ändern. Per Gessle und Marie Fredriksson, wie die Hauptakteure der Band Roxette hießen, hatten eine neue CD veröffentlicht und waren nun auf Promotion-Tournee.

Eine der Veranstaltungen führte sie in Sandras und Andreas Heimatstadt. Sandra und Andrea hatten herausbekommen, in welchem Hotel sie wohnen würden, und wollten nun zusammen dort hinfahren. Andrea mochte Per Gessle, während es Sandra die Sängerin, Marie, angetan hatte. Sie liebte ihr Aussehen und ihre Stimme und hatte Marie dieses auch schon mehrfach in Briefen mitgeteilt. Beim letzten Brief hatte sie sogar ein Foto, das Sandra selbst zeigte, beigelegt, damit sich Marie, sofern sie den Brief las, eine Vorstellung davon machen konnte, wer ihr da schrieb. Sie hatte jedoch nie eine Antwort erhalten. Auch jetzt hatte sie wieder einen Brief geschrieben, den sie ihr, falls sich die Gelegenheit ergab, überreichen wollte. Vielleicht, so hoffte sie, war die Chance, daß Marie ihn auch las, größer, als wenn sie ihn mit der Post schickte und er unter Millionen anderer Fanbriefe unterging. Andrea hatte natürlich auch einen Brief an Per geschrieben, den sie ihm persönlich übergeben wollte.

"Wie sehe ich aus?" fragte Andrea und stand nun vor dem selbem Spiegel, vor dem bis vor kurzem Sandra gestanden hatte. "Ist schon alles in Ordnung", beruhigte Sandra sie, "Laß uns lieber losfahren." Sie verabschiedeten sich von Sandras Eltern, die ihnen kopfschüttelnd und verständnislos hinterher blickten, und verließen das Haus. Der Weg in die Innenstadt und zum Hotel war nicht weit. Sandra und Andrea konnten mit der U-Bahn fahren. Als sie ausstiegen, waren es nur noch ein paar Schritte bis zum Hotel. Es war eines der edelsten und teuersten Hotels der Stadt. Als sie in die Straße, in der sich das Hotel befand, einbogen, sahen sie eine Gruppe anderer Fans vor der Eingangstür des Hotels stehen. Es waren ungefähr zwanzig Leute. Sandra und Andrea verlangsamten ihr Tempo. "Um ehrlich zu sein, habe ich nicht besonders große Lust, mich dazu zu stellen", sagte Sandra leise zu Andrea. "Ich auch nicht", stimmte Andrea zu. "Wir können die ja mal fragen, ob Per und Marie schon drinnen sind, und dann sehen wir weiter." Das taten sie, und bekamen zur Antwort, daß sie noch nicht eingetroffen waren.

Sandra und Andrea entfernten sich wieder von der Gruppe und steckten ihre Köpfe zusammen. "Laß uns mal um das Hotel herumgehen und nach Hintereingängen schauen", schlug Sandra vor. Hinter dem Hotel gab es mehrere Türen, die in Frage kamen. Sandra und Andrea drückten an jeder davon vorsichtig die Klinke herunter oder zogen und schoben daran. Alle waren verschlossen - bis auf eine Tür. Als Sandra daran zog, kam ihr die Tür entgegen. Sandra und Andrea blickten einander mit großen Augen an. Ihre Herzen schlugen schneller. Sie wußten, daß das, was sie taten, eigentlich nicht erlaubt war. "Rein?" fragte Sandra leise und aufgeregt. "Na logisch", flüsterte Andrea. "Los!" Sie schlüpfte als erstes hinein, und Sandra folgte ihr. Sie befanden sich in einem ziemlich steril wirkenden, schmalen Gang mit weißen Wänden, PVC-Fußboden und jeder Menge Türen.

An einer Wand standen zwei große, blaue, prall gefüllte Plastiksäcke. Aus einem von ihnen quoll gebrauchte Bettwäsche. "Hier wird bestimmt die Hotelwäsche gewaschen und sowas", flüsterte Andrea. Es war ganz ruhig im Gang, außer Sandra und Andrea schien sich hier niemand aufzuhalten. "Und wo, um alles in der Welt, geht´s jetzt in die Hotellobby?" fragte sich Sandra. "Laß uns gucken gehen", sagte Andrea, nahm ihre Freundin an die Hand und zog sie hinter sich her den langen Gang entlang. Sie hatten beide Turnschuhe an, so waren ihre Schritte nicht besonders laut. Sandra hatte große Angst, erwischt zu werden. Andrea war ein bißchen gelassener, schritt mutig voran. Am Ende des Ganges, ihnen direkt gegenüber, war eine große, zweiflüglige Tür. Andrea und Sandra blieben davor stehen. "Hinter den anderen Türen dürften nur Zimmer sein", stellte Andrea fest, "Dies hier ist die einzige Chance, ins Hotel zu gelangen." "Na, hoffentlich ist sie offen." Andrea zog daran. Nichts geschah. "Mist!" fluchte sie. Sandra kam auf die Idee, zu drücken - und wirklich, die Tür ließ sich aufschieben.

Die Mädchen warfen einander einen triumphierenden Blick zu. Dann spähte Andrea, die Mutigere der beiden, vorsichtig durch den Türspalt. "Hm, sieht gar nicht so schlecht aus", flüsterte sie. Sandra schob sie beiseite und warf ebenfalls einen Blick um die Ecke. Sie sah drei mit Teppich belegte Stufen, die nach oben führten, vor sich, und einen sich daran anknüpfenden, ebenfalls mit Teppich ausgelegten, breiten Flur, von dem rechts und links Türen abgingen. Es sah aus, als ob sich hier ganz normale Hotelzimmer befanden. Es war weit und breit kein Mensch zu sehen. Sandra und Andrea schlüpften eilig durch den Türspalt und schlossen die große Tür hinter sich. Sie stiegen die drei Treppen zum Flur hinauf. "Wow", stellte Andrea fest, "Das war ja einfach. Jetzt müssen wir nur noch zur Lobby finden." Sie gingen den Gang entlang. Aus einem der Zimmer kam ein älteres Ehepaar, doch da sie die beiden jungen Mädchen ebenfalls für Gäste hielten, erregten Sandra und Andrea kein Aufsehen. In der Mitte des Flures, neben zwei Fahrstühlen, führte eine gläserne Tür direkt in die Hotelhalle. "Bingo!" stieß Andrea aus. "Los, komm!" Sie versuchten, gleichgültige Gesichter zu machen, während sie die Halle betraten

. In der Mitte der Halle gab es eine gepolsterte Sitzgruppe, in der einige gut gekleidete Herrschaften saßen - manche mit Koffern, sie warteten offenbar auf die Zuteilung von Zimmern oder auf ihr Taxi zur Abreise - andere lasen Zeitung. Sandra und Andrea setzten sich dazu. Von hier aus konnten sie durch die gläserne Eingangstür die Gruppe der wartenden Fans sehen. "Schau dir die Idioten an", lästerte Andrea. "Nur komisch, daß von denen keiner auf die Idee gekommen ist, um das Hotel herumzulaufen." Die Minuten vergingen wie Stunden, und Sandra wurde immer nervöser. Auch Andrea rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. Und hielt sich plötzlich die Hand vor den Mund und stieß Sandra ihren Ellenbogen in die Seite. "Sie kommen!" raunte sie. Sandras Magen zog sich krampfartig zusammen. Sie mußte sich stark beherrschen, um nicht aufzuspringen und unkontrolliert herumzulaufen.

Durch die Tür sahen sie ein großes, dunkles Auto halten, das im Nu von den wartenden Fans umringt war. Und soweit Sandra es durch die Fanmenge hindurch erkennen konnte, waren es tatsächlich Per und Marie, die aus dem Auto stiegen. Sandras Herz schlug in einem atemberaubenden Tempo. "Oh Gott!" hauchte sie stimmlos. Sie sah Pers strubbelige Haare über die Fanmenge hinausragen. Von Marie sah sie überhaupt nichts. Fast alle Fans waren größer als sie. Sandra und Andrea starrten von ihren Plätzen in der gepolsterten Sitzgruppe aus gebannt nach draußen. Auch einige der anderen Gäste schauten jetzt auf, denn sie waren neugierig, was der Trubel vor der Tür zu bedeuten hatte. Per und Marie schrieben Autogramme, lange und viele, und Fotoblitze waren zu sehen. Zwei dunkel gekleidete, ziemlich kräftige Männer waren ebenfalls aus dem Auto gestiegen und taten nun ihr bestes, die Fans daran zu hindern, Per und Marie in das Hotel zu folgen. Sie waren erfolgreich.