Fanfiction

Hätte ja sein können

Autor: Bluesue

1. KAPITEL

Marie und Stefan fuhren auf den Parkplatz vor dem Volkspark in Halmstad. Viele junge Leute sassen schon drin, Bier trinkend, singend und picknickend auf dem Rasen.

Sie suchten sich ein freies Plätzchen. Es war schön warm für Juni, ein leises Lüftchen wehte und die Sonne ging hinten im Meer langsam unter.

Während Stefan zwei Flaschen öffnete, wickelte seine Freundin die mitgebrachten Sandwiches aus. Sie hörten den Bands zu und assen gemütlich zu Abend.

Marie dachte für sich, wie schön es hier war. Sie mochte die Stadt und bereute es nicht zu Stefan gezogen zu sein. Er hatte nette Freunde, von denen sie gleich akzeptiert worden war.

„He, Träumerin“, flüsterte Stefan und küsste sie auf den Mund. Sie schlang die Arme um seinen Hals.

„Ich glaube, ich mache ein Nickerchen“, sagte sie schläfrig und kuschelte sich an ihn. Stefan lächelte, sie war ein süsses Mädchen. Er hatte das sofort gewusst, als er sie auf dem Tanzfest in Ängelholm traf.

Sie lebten glücklich in ihrer 2-Zimmerwohnung. Marie hatte zur Zeit leider keine Arbeit und das Geld war knapp, aber sie ass eh wie ein Spatz.

Stefan weckte Marie, als die Band Gyllene Tider auf die Bühne kam. Marie kannte nur Anders, der zu Stefans Freunden gehörte.

„Flickorna pa TV2“ war der erste Song, den sie zu hören bekamen. Der Sänger hiess Per Gessle, ein richtiger Rock’n Roll – Typ, sehr selbstsicher. Das Publikum, vorher eher unaufmerksam, war voll in seiner Hand.

Marie liess Per nicht eine Sekunde aus den Augen. Wow, der wusste was er tat und er tat es echt gut, mal abgesehen davon, dass er eine etwas merkwürdige Stimme hatte. Er hopste wild rum, animierte die Leute zum Mitmachen.

„Verrückt“, murmelte Marie vor sich hin.

Nach dem Konzert trafen sie die Band an der Bar. Anders stellte sie allen Mitgliedern vor. Jetzt entdeckte Marie zu ihrem Erstaunen, dass dieser Per Gessle höflich war und ein bisschen scheu.

Du bist Stefans Freundin, oder?“ fragte er lächelnd.
„Ja. Ich fand Eure Show toll“, antwortete Marie und erwiderte sein Lächeln.
„Danke. Du kannst ja mal bei Proben dabei sein nach den Sommerferien, wo doch Stefan und Martin ab dann mit uns das Lokal teilen.“
„Gerne.“
„Interessiert Dich Musik?“
„Und wie, ich singe und spiele Klavier.“
„Hattest Du Unterricht?“
„Ja, ich war auf der Musikhochschule in Ängelholm.“
„Mit Diplom?“
Marie nickte. „Und Du? Hast Du eine Ausbildung?“
„Nö, alles selbst beigebracht. Ich jobbe, um Geld zu verdienen, aber nachdem wir nun einen Plattenvertrag bei EMI haben, dauert es wohl nicht mehr lange und ich kann damit aufhören und nur noch Musik machen.“
„Da könnt ihr stolz sein.“ Marie sagte es ohne jeglichen Neid und erntete ein weiteres Lächeln von Per.
„Darf ich Dir ein Bier spendieren?“
„Mhm, lieb von Dir.“
Sie stiessen gemeinsam an, wünschten sich Glück. Da kam Stefan und holte Marie, weil er noch andere Kumpels getroffen hatte, denen er sie vorstellen wollte.

Per sah ihnen hinterher. Irgendwas berührte ihn an Marie. Nicht, dass er sie hübsch fand oder, dass sie etwas Besonderes gesagt hatte....... Nein. Wahrscheinlich waren es ihre Augen........ Sie war jedoch überhaupt nicht sein Typ.

Wochen später klingelte das Telephon bei Marie und Stefan.
„Hallo?“ brummte Marie in den Hörer. Sie mochte es gar nicht, wenn man sie beim Komponieren störte.
„Hej, hier ist Per Gessle. Erinnerst Du Dich an mich?“
„Oh, hej, klar. Wie geht’s Dir?“
„Prima und Dir? Bist Du gerade beschäftigt? Du klangst leicht genervt.“
Sie musste lachen. „Mir geht’s bestens und ja, ich war mitten in einem neuen Lied.“
„Entschuldige. Ich wollte fragen, ob Du nun mal Lust hast in den Übungskeller zu kommen.“
„Sicher. Wie wär’s mit morgen abend, da sind Martin und Stefan dort?“
„Okay, fein. Also, bis dann!“
„Ja, bis dann.“
Sie hängten auf, Marie mit einem Lächeln, Per mit einem Stirnrunzeln. Er hatte gehofft, sie würde allein kommen. Er wurde noch ärgerlicher, als er sich bei diesem Gedanken ertappte.



2. KAPITEL

Marie fand leicht einen Platz in Halmstad’s Musikszene. Sie passte dazu und wurde bald Sängerin bei Strul. Stefan hatte sie dazu ermuntert und sie immer wieder vors Mikro geschoben. Martin war damit sehr einverstanden. Er dachte, dass Marie eine hervorragende Stimme hatte.

Per und Marie waren inzwischen Freunde. Sie kam oft, auch wenn sie selber gar nicht probten. Meistens fuhr sie mit Per zurück in die Stadt und diese Gespräche im Auto dehnten sich auf eine Kneipe aus. Sie wussten immer, was sie reden sollten. Sie hatten viel gemeinsam und doch nicht alles. Es war herrlich, richtig mit jemandem diskutieren zu können. Sie formten dabei ein Band zwischen sich, das niemals zerstört werden würde.

Gyllene Tider wurden immer erfolgreicher, bekamen links und rechts goldene Schallplatten und Preise. Sie waren „die“ Teenieband und wöchentlich in der Presse.

Strul kamen nirgends hin. Sie vertrugen sich nicht mehr, dass heisst, Stefan und Martin hatten Krach. Marie hielt aber zu Martin, weil er vernünftiger war. Logisch beeinflusste das ihre Liebesbeziehung und das Ende vom Lied war, dass Stefan sich gleichzeitig von Strul und Marie trennte.

Martin war da, um Marie aufzufangen. Er liebte sie schon lange. Sie gründeten zusammen „MaMa’s Barn“. Sie nahmen eine LP auf, die grottenschlecht war und fast keine Verkaufszahlen erreichte.

Dann starb Marie’s Vater an einer Herzattacke. Marie, die Papa’s Mädchen gewesen war, drehte beinah durch. Sie verlor die Lust am Leben, nur die Musik, die sie mit ihm geteilt hatte, hinderte sie daran abzustürzen. Er hätte gewollt, dass sie weitermachte und so tat sie es.

Martin sah es nicht besonders gern, wenn Marie mit Per unterwegs war. Stefan hatte ihm nämlich mal erzählt, dass ihm diese Beziehung nicht ganz geheuer vorkam. Sie gingen vertraut und liebevoll miteinander um, so wie Bruder und Schwester. Wenn sie zusammen waren hätte die Welt um sie herum untergehen können, sie hätten es vor lauter reden nicht gemerkt.

Als Marie eines Abends im November 1981 in den Proberaum kam, lag eine Kassette mit einem Brief von Per auf ihrem Klavier. Er bat sie eine zweite Stimme zu einem Lied zu komponieren.

Sie war gerührt und freute sich. Sie wusste, Per hatte es getan, um sie aufzumuntern und sicher auch, weil er von ihrem Können überzeugt war.

Nach Per’s und M.P.‘s Rückkehr aus dem Urlaub, war Marie bereit zu arbeiten. Sie erzählte nicht, dass Martin richtig gemotzt hatte.

Diese erste Zusammenarbeit zog andere nach sich. Martin kam sich zur Seite gestellt vor. Marie warf ihm vor, keinen Ehrgeiz zu haben, nicht kreativ zu sein. Schliesslich machte sie entnervt Schluss, als sie es satt hatte, ständig seinen Beschuldigungen ausgesetzt zu sein.


3. Kapitel

Marie wurde nun ganz offiziell als Backgroundsängerin bei Gyllene Tider eingesetzt. Sie kam mit allen zurecht, verbrachte auch ihre Freizeit mit den Jungs.

Per war ihre Bezugsperson. Sie war oft bei ihm zu Hause. Sie experimentieren herum, schrieben Musik und Texte, kochten gemeinsam und quatschten sich dusslig.

Marie dachte öfters, dass sie sich eigentlich wie ein platonisches Liebespaar verhielten. Ihr gefiel es gut so, sie fühlte sich beschützt und sicher bei ihm. Per verstand sie einfach.

Per dachte nicht über ihre Beziehung nach. Er war sowieso kein Gefühlsmensch, wollte keiner sein und war der Ansicht, dass er so auch weniger Schwierigkeiten kriegte.

Eines Abends im Winter setzte ein heftiger Schneesturm ein. In Per’s Haus gab es einen Stromunterbruch. Glücklicherweise hatte er schon Kerzen brennen, so dass sie nicht von der plötzlichen Dunkelheit überrascht wurden.

„Schlaf hier auf der Couch heute nacht. Schlimmstenfalls würde ich mit dem Auto im Schnee stecken bleiben“, sagte er.
„Ist gut“, antwortete Marie und gähnte.
„Komm, ich bring Dir Bettzeug.“

Er half ihr das Lager zu richten und gab ihr im Bad eine neue Zahnbürste.

Während dem sie sich die Zähne putzten, begegneten sich ihre Augen automatisch im Spiegel.

Per traf die Erkenntnis wie eine Faust in den Magen.

Er liebte Marie. Gleichzeitig fragte er sich, warum ihn das körperlich schmerzte. Etwa weil er noch nie so empfunden hatte?

Sie sagten Gute