News - Bericht aus Antwerpen
Am Freitag war es endlich soweit. Endlich wieder Roxette, endlich wieder live, endlich wieder auf Tour, endlich wieder offiziell.
Der Trip nach Antwerpen zur Premiere von "Night of the Proms" hat sich gelohnt (nicht nur deswegen, weil ich kurzentschlossen auch das Samstagkonzert besucht habe). Nicht nur für Roxette hat es sich gelohnt, sondern auch für den restlichen Teil des Programms. John Miles überzeugt bei Stairway to heaven, die Katona Twins überraschen mit einem Michael Jackson-Medley und einer Version von Smells like teen spirit von Nirvana und auch das sonstige Programm mit reichlich Pyrotechnik sorgt für Kurzweil. In dem knapp 3,5-stündigen Programm kommt höchstens kurz nach der Pause einmal Langeweile auf. Allerdings ist fraglich, ob das Programm genau so auch in Deutschland stattfinden wird, denn hier treten, wie wir alle wissen, andere Künstler als in Belgien auf. Nun aber zu Roxette:
Ursprünglich dachte ich, Roxette spielen alle fünf Songs nacheinander. Aber nein, kurz vor der Pause fuhr ein Teil der Bühne nach oben - Per und Marie standen drauf - und starteten mit Wish I could fly. Im Hintergrund hatte das Orchester den Übergang zum Intro glänzend eingeleitet. Man wusste also schon, was kommen sollte. Nicht verstanden habe ich, wieso die beiden so in Szene gesetzt auf die Bühne gefahren werden. Das sieht zwar schön aus, birgt für Marie aber einige Tücken. Denn sie muss alleine im Dunkeln den Weg zum Mikrofonständer finden und hat am zweiten Abend erhebliche Probleme damit. Ich habe mich allerdings schon am Freitag gefragt, wieso sie zugestimmt hat, das so zu machen. Nachdem es zweimal hintereinander schiefgegangen ist, haben sie sie gestern endlich auf einen Stuhl gesetzt und dort auch sitzen lassen. Sie fahren zwar immer noch effektvoll nach oben, aber Marie darf jetzt sitzen. Dies war deswegen positiv, weil sie am Freitag und auch am Samstag die erste Strophe von Wish I could fly nicht mehr komplett abrufen konnte. Ich schiebe das ganz klar darauf, dass sie ihre Konzentration darauf verwenden musste, den Weg zum Mikroständer zu finden. Hoffentlich behalten sie das mit dem Barhocker bei. Es sieht auch edel aus. Marie kann sich konzentrieren. Wir dürfen ja alle nicht vergessen, dass sie nicht mehr die Alte ist und wir müssen uns allmählich auch daran gewöhnen.
Wish I could fly haut mich jedenfalls nicht vom Hocker, Maries Stimme klingt zu leise, die Band und das Orchester harmonieren meiner Meinung nach nicht optimal. Irgendwie bin ich der Meinung, dass aus diesem Song noch mehr rauszuholen ist, gerade am Ende des Liedes. Allerdings klang Wish I could fly auch 2001 schon nicht prickelnd. Für mich ein klassischer Albumsong und ich hätte wahrscheinlich stattdessen Fading like a flower als fünften Song gewählt. Noch dazu ist Marie bei Wish I could fly an beiden Abenden richtig nervös, man sieht es ihr sofort an. Wenn ihr zu den Konzerten geht: Unterstützt sie! Ruft, schreit, singt - sie braucht das. Das merkt man auch. Und sie genießt es, und es hilft ihr!
WISH I COULD FLY, Antwerpen, 23.10.09
Das Konzert begann an den Abenden, an denen ich da war, um 20.30. Am Freitag schaute ich gegen 23.10 Uhr auf die Uhr und dachte, dass Roxette wohl nicht mehr kommen, weil es schon so spät war. Sie kommen aber noch - also bleibt auf Euren Plätzen. In der Reihenfolge The Look, It must have been love, Joyride, Listen to your heart werden die Songs gespielt. Per hat sich im April schon mit seiner Solotour warmgesungen - man merkt es. Er ist voll in seinem Element, hat Spaß und - kümmert sich rührend um Marie. Es sind kleine Gesten zwischendurch: ein Lächeln, ein paar Worte, eine Berührung. Marie kann sich sicher sein, dass sie bei dieser Tour wunderbar aufgehoben ist. Im "Na na na"-Teil bei The Look merkt man, dass sie Probleme mit der Stimme hat. Am zweiten Abend lässt sie den Teil komplett vom Publikum singen. Das Gleiche passiert am zweiten Abend bei Listen to your heart, wo ihr zwischendurch auch der Text entfällt. Sie hat offensichtlich Probleme mit der Stimme, was, wie wir hinterher von Per erfahren, den Grund hat, dass sie wohl eine schmerzhafte Halsentzündung hat und reichlich Penicillin nimmt. Dafür schlägt sie sich tapfer, obwohl die Stimme praktisch nicht vorhanden ist. Besucher des Samstagskonzert waren sicherlich enttäuscht. Aber Marie wird sich bald erholen und wieder voll da sein. Am ersten Abend ist Marie agil und munter, sie macht Luftgitarre, tanzt mit und ist gut drauf. Am zweiten Abend steht sie während der vier Songs steckensteif am Mikrofonständer und bewegt sich kaum. Ihr scheint es offensichtlich schlecht zu gehen. Samstag war für sie wohl der härteste Tag der Krankheit. Per springt zwischendurch für sie ein und singt hier und da eine Zeile. So wird es auch in Zukunft funktionieren, denke ich, und so kann es auch sein. Niemand außer uns wird das merken. Per ist hundertprozentig da. Er hat von Marie nicht nur den aktiveren Part übernommen, sondern überzeugt auch bei Joyride und The Look komplett. Hier meine ich den Gesang! Außerdem springt er über die Bühne, animiert die Zuschauer - all das, was Marie nicht mehr so machen kann, wie sie gerne möchte. Aber es funktioniert! Und am Freitag stellt Marie unter Beweis, dass sie noch die Alte ist. Am Ende von Listen to your heart haut sie Töne raus, die allen im Raum eine Gänsehaut verpassen. Am Samstag klappt es nicht. Aber am Sonntag ist sie wohl wieder besser drauf. Wohl hat sie auch am Sonntag bei It must have been love gesessen bzw. sitzen dürfen - kluge Entscheidung, wie ich finde. Auch hier sollte man den Hocker unbedingt stehen lassen, damit sie zumindest die Chance hat, sich zu setzen.
IT MUST HAVE BEEN LOVE, Antwerpen, 23.10.09
Insgesamt passt das alles zum Motto der beiden "We deserve to have fun" - Wir verdienen es, Spaß zu haben. Sie haben Spaß und genießen es. Per vielleicht noch mehr als Marie, aber in ein paar Wochen wird das anders aussehen. Denn eigentlich wissen wir ja alle, dass die beiden sich für Deutschland jetzt nur aufwärmen!